Biografisches Schreiben hat viele Facetten

Mit dem biografischen Schreiben ist hier in der Regel das autobiografische Schreiben gemeint. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um eine praktische Abkürzung: Im Oberbegriff des Biografischen Schreibens spiegelt sich auch die wachsende Formenvielfalt (auto-)biografischer Literatur wider. Da ich in meiner Praxis verschiedensten Vorstellungen dazu begegne, hier vorab einige Informationen.

Auf dem Buchmarkt wird das (auto-)biografische Schreiben sowohl der fiktionalen als auch der nicht-fiktionalen Literatur zugeordnet. Als Hauptmerkmal nicht-fiktionaler Texte gilt, dass sie sich mit der „realen Welt“ befassen, während fiktionale Texte von einer „erfundenen Welt“ erzählen. So finden sich je nach Schwerpunkt, Autor*in und Genre entsprechende Titel teils im Bereich Belletristik, teils im Bereich der Sachbuchliteratur. Die große Formenvielfalt der biografischen Genres, die sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, macht eine Zuordnung oft schwer. Dazu kommen unterschiedliche nationale und internationale Gepflogenheiten: Titel, die im englischsprachigen Raum zur Belletristik zählen, gelten auf dem deutschen Buchmarkt als Sachbuch.

In der biografischen Literatur ist u.a. von folgendeen Bezeichnungen zu lesen:

  • Autobiografie
  • autobiografischer Roman
  • Autofiktion
  • Biografie
  • Memoir
  • Memoiren
  • persönlicher Essay
  • (literarisches) Tagebuch
  • autobiografische Lyrik

Daneben existieren Textarten, die im weiteren Sinne dem biografischen Schreiben zuzuordnen sind, wie z.B. der Reisebericht, persönliche Reportagen und Kolumnen sowie in den letzten Jahren verstärkt das Genre des Nature Writing.

Die wachsende Vielfalt zeigt sich nicht nur in Bezug auf die Produkte des Biografischen Schreibens, sondern auch in Bezug auf die verschiedenen Formen des Schreibens selbst. Damit einher gehen unterschiedliche Wünsche und Absichten, die die jeweilige Autor*innen verfolgen.

Biografisches Schreiben zur Selbstreflexion

Unter dem biografischem Schreiben lassen sich auch verschiedene Formen der schriftlichen Selbstreflexion verstehen. Dazu gehören

  • Tagebuch bzw. Journaling
  • Schreibtherapie
  • Poesietherapie
  • Expressives Schreiben
  • schriftliche Biografiearbeit
  • selbstreflexives Schreiben
  • Portfolio, Lerntagebuch

Das selbstreflexive Schreiben wird in unterschiedlichen Feldern praktiziert:

  • persönliche Lebensführung
  • Schule
  • Ausbildung
  • Beruf
  • Wissenschaften
  • Gesundheitspflege
  • Therapie und Psychotherapie

Wie sehr das Genre boomt, zeigt allein schon ein Blick in die Regale von Buchläden, in denen Ausfüllbücher und persönliche Notizbücher mit vorformulierten Schreibanregungen zur biografischen Selbstreflexion einladen. Bei genauerem Betrachten der Ausfüllbücher wie „Oma / Opa, erzähl mal“ usw. wird eine weitere wichtige Motivation deutlich:

Biografisches Schreiben zur Selbstdokumentation

Eine weitere Facette des biografischen Schreibens ist das Dokumentieren, bzw. der Wunsch, das gelebte Leben festzuhalten und es weiterzugeben. Dafür gilt es, einen entsprechenden Rahmen zu schaffen, denn nicht jeder Mensch möchte über seine Lebensgeschichte einen Roman verfassen. Als Grundlage für das Verfassen der persönlichen Lebenserinnerungen können sogenannte Ego-Dokumente wie Briefe, E-Mails, Tagebücher als Ausgangsmaterial dienen. Dabei können vielfältige Textformen entstehen, wie sie auch in der Biografiearbeit geläufig sind:

  • Lebensbuch (auch Lebens-Hörbuch)
  • Lebenserinnerungen
  • Erinnerungsbuch
  • biografische Skizze
  • biografisches Portrait

Aus dem englischsprachigen Raum sind zudem Begriffe wie

  • Memorybook
  • Lifestory book
  • Life book
  • Live review